Schule für Dialog- und Friedensbildung mit SchülerInnen aus 6 Städten im Osten der Ukraine.
Misto to Go School 2021
Wie handle ich als Künstler und Bürger meiner Stadt im Osten der Ukraine, um dauerhaft Frieden zu schaffen und neuen gewaltsamen Konflikten vorzubeugen? Die Erarbeitung von Konzepten, Projekten und Positionen zu dieser Frage durch SchülerInnen der Oberstufe ostukrainischer Schulen ist die zentrale Aufgabe der “Misto to Go School - Schule der kulturellen Zivilgesellschaft”: 18 SchülerInnen aus 6 Schulen aus verschiedenen Regionen im Donbass werden an der Schule Nr 3 in Nikolajewka, begleitet von internationalen Experten und Tutoren, Projekte zu diesem Thema erarbeiten und erste praktische Schritte der Umsetzung ihrer Vorhaben entwickeln.
Für den Frieden im Osten der Ukraine ist es unabdingbar, dass wir dazu beitragen, dass junge Menschen vor Ort die Möglichkeit und Instrumente bekommen, durch Handeln als Bürger einen dauerhaften Frieden im Donbass zu schaffen. All dies ist unabdingbar, um neuen gewaltsamen Konflikten in dieser Region vorzubeugen.
Dies können Projekte, wie folgt sein:
Einige Beispiele, basierend auf den Vorschlägen von Schülern:
- Aufbau von örtlichen Kulturzentren die Erinnerungsarbeit leisten können und die Plattform für Austausch und Dialog der Einwohner in den Städten sind, die aufgrund des Konflikts gespalten sind.
- Gründung von Kinos, die in den meisten beteiligten Städten überhaupt nicht existieren, hier aber mit einem klugen Programm eine Alternative zur Propaganda der Staatssender aus verschiedenen Ländern bilden.
- Entwicklung eines Städteübergreifenden Jugendtheaters, das es bisher nicht gibt bzw. es zur Zeit nicht eine einziges Theater im Donbass gibt, dass die Gefühle und Gedanken der Menschen ausdrückt bzw einen intellektuellen Diskurs stimuliert.
Das Projekt wird von dem Künstlerischen Leiter des PostPlayLABs in Kiew Den Humennyi und dem deutschen Theater- und Filmregisseur Georg Genoux geleitet.
Dabei wird sie ein Team von Experten unterstützen, die vor Ort und Online Seminare, Workshops und Vorträge halten werden:
- Natalia Drosdova. Leiterin der Schulbehörde Bachmut (Donezker Gebiet).
- Viktor Schulik. Direktor der Schule Nr. 3 in Popasna und als Ehemaliger Leiter der Abteilung “Jugendkriminalität” der Polizei im Gebiet Popasna (Lugansker Gebiet).
- Olga Bakukha, stellvertretende Direktorin der Schule Nr.3 in Nikolajewka und Verantwortliche für das Bildungsprogramm der Oberstufe (Donezker Gebiet).
- Miriam Tscholl. Regisseurin und Pädagogin. Mitgründerin der Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden.
- Uwe Gössel. Dramaturg, Kurator und Theatermacher aus Berlin.
- Alexei Karachinski. Kriegs Therapeut. Gründer des “Theatre of Displaced People” in der Ukraine, Autor des Friedenstheaterprojektes “Kinder und Krieger”
- Melanie Hussak Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Friedensakademie der Universität Koblenz/Landau.
- Yana Humenna. Pädagogin im Bereich Tanz und Körpersprache. Direktorin des PostPlayLABs in Kiew.
- Anastasia Tarkhanova. Leitende Bühnenbildnerin und Designerin in den Projekten Agency for Safe Space und Misto to Go.
- Yurij Gurzhy. Gründer der Musikprojekte "Rotfront" und "Russendisco" mit Vladimir Kaminer in Berlin. Musikalischer Leiter des Projektes Misto to Go.
- Marina Bondas. Erste Geige des RSB Rundfunkorchester Berlin. Leiterin des Projektes "Musik rettet".
- Cornelia Buchberger. Lehrerin am Matthias Claudius Gymnasium in Hamburg. Leitet seit über 20 Jahre Theaterkurse mit Schülern.
Als TutorInnen fungieren ehemalige SchülerInnen aus den teilnehmenden Schulen, die früher an unseren kulturellen Projekten teilnahmen und jetzt in Kiew studieren: Viktoria Gorodinskaya, Evgenia Strishkova, Viola Storozhenko und Egor Makarenko.
Zum Abschluss findet ein zweitägiges Symposium in der Schule Nr.3 in Nikolajewka in Gegenwart aller Lektoren und Tutoren statt, in der die SchülerInnen öffentlichkeitswirksam ihre Projekte vorstellen bzw. die SchülerInnen und Projektleiter ihre Erfahrungen über den Prozess des Kurses mitteilen. Im Rahmen dieses Symposiums wird auch ein von uns verfasstes Buch in ukrainischer und deutscher Sprache vorgestellt, das die Ergebnisse unserer Projektarbeit dokumentiert.
Eine unabhängige Jury von Experten im Bereich kultureller- und Friedensprojekte, sowie Pädagogen wird eine von den Schülern entwickelte Projektidee den “Misto to Go School Grand Prix” für die beste Projektidee verleihen.
Diese Projektidee wird dann auch von den SchülerInnen an der Friedensakademie der Universität Koblenz - Landau im Mai 2022 vorgestellt.
Darüber hinaus bemühen wir uns in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden um eine Realisierung dieses Projektes 2022/2023
Besondere Höhepunkte des Symposiums sind auch folgende Veranstaltungen:
Das Konzert “Misto to Go 2”, das die teilnehmenden SchülerInnen 2020 mit dem Berliner Musiker Yuri Gurzhiy entwickelten.
Die Premiere des Theater- und Filmprojektes “Spuren des Überlebens oder Die Helden meiner Kindheit” über Menschen, die den Holocaust überlebten.
Dieses Projekt wird gemeinsam von SchülerInnen der Schule Nr.3 in Nikolajewka, und des Matthias Claudius Gymnasium in Hamburg erarbeitet.
Die Premiere des Theaterfilms “INSTAFILM” über das Leben und Überleben von Jugendlichen in den sozialen Medien.
Dieses Projekt wird gemeinsam von SchülerInnen der Schule Nr.1 in Popasna, der Schule Nr.3 in Nikolajewka, der Schule Nr.10 in Bachmut und des Matthias Claudius Gymnasium in Hamburg erarbeitet.
Misto to Go School 2022
2022 nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wurde die Fortsetzung des Projektes im Thespis Zentrum in Bautzen, dem soziotheatralen Zentrum des Deutsch Sorbischen Volkstheaters realisiert.
Am 10. und 11. Dezember 2022 fand im Thespis Zentrum und im Burgtheater des Deutsch Sorbischen Volkstheaters ein abschließendes Sympossium mit dem Titel "Was ist Kunst während des Krieges?" statt. I
Der Journalist Stephan Koch beschreibt in "Zeitzeichen.net" seine Eindrücke:
"Kunst in Zeiten des Krieges, fordernd, kraftvoll, selbstbewusst – so kann sie aussehen, wenn Jugendliche aus der Ukraine Theater machen. Denn was so allgemeingültig allegorisch wirkt, soll vor allem die Lage im Donbas beschreiben, aus dem die jungen Künstler stammen. Dort haben viele von ihnen an dem internationalen Projekt „Misto to go“ („Stadt zum Mitnehmen“) gearbeitet, das Künstler*innen und Pädagog*innen aus Deutschland und der Ukraine seit 2018 an sechs Schulen im Donbas umsetzen. Theatermachen über das eigene Leben und die gemachten Erfahrungen ist dabei stets Teil der Arbeit, die in jährlichen Symposien im Donbas vorgestellt wurde."
(15.12.2022 Stephan Kosch in Zeitzeichen.net)
Trailer des Projekts "Mykolaivka TV", das 2021 und 2022 im Rahmen der Misto to Go School entstand:
Die Misto to Go School - Schule der kulturellen Zivilgesellschaften ist ein Projekt von PostPlay Theatre in Kiew, Media Frontline e.V. in Berlin und Agency for Safe Space.
Im Rahmen des Programms "Östliche Partnerschaften" des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland.